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1. Geschichte des Mittelalters - S. 5

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 5 Familienglieder. An das Wohnhaus schlossen sich Stall und Scheune an. In unterirdischen Räumen wurden die Vorräte ausbewahrt und durch Stroh und Baumzweige gegen die Strenge des Winters geschützt. Das Besitztum des Einzelnen nannte man Gehöft. Tugenden. Die alten Deutschen zeichneten sich durch Liebe zur Freiheit, durch Mut und Tapferkeit, Treue und Redlichkeit aus. Ein deutsches Ja galt nach Tacitus mehr als ein römischer Eid. Nicht minder rühmten die Römer die Reinheit ihrer Sitten und ihre unbegrenzteg äst freund sch aft. Sie hielten es für Unrecht, einem Fremden ein Obdach zu verweigern, und bewirteten jeden nach Vermögen. Besaß ein Hauseigentümer selbst nichts, was er seinem Gaste hätte vorsetzen können, so geleitete er den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit, wie ein Bekannter des Hauses, gastlich ausgenommen wurde. Verließ der Gaftsreund das Haus, so gab man ihm mit, was er verlangte. Laster. Doch waren die alten Deutschen nicht frei von Fehlern. Mit Recht warf man ihnen Liebe zum Tr unke und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen hinzubringen, wobei häufig Zank und Streit entstand und blutige Raufereien die derbsten Schmähreden unterdrückten. Man benutzte aber auch solche Gelage zur Aussöhnung oder beriet bei ihnen die wichtigsten Angelegenheiten der Familie und der Gemeinde, selbst Krieg und Frieden; doch wurde ein bindender Entschluß immer erst am folgenden Tag gefaßt. Ebenso leidenschaftlich wie dem Trunke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Sie trieben es seltsamerweise nüchtern, wie ein ernstes Geschäft und wagten aus Gewinn und Verlust so tollkühn, daß sie, wenn alles verloren war, auf den letzten entscheidenden Wurf sogar Leben und Freiheit setzten. Mit bewunderungswürdiger Standhaftigkeit hielten sie ihr Wort auch in einer so verwerflichen Sache. Der Verlierende ging ohne Murren und Widerrede in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufen, auch wenn er jünger und stärker war als sein glücklicher Gegner. In der Regel verkaufte man solche Sklaven, welche man im Spiel gewonnen hatte, und entledigte sich mit ihnen zugleich der Schande des Gewinstes. Die Beschäftigungen der freien Germanen waren Krieg, Jagd und Fischfang. War der Krieg beendet, so trieben sie die Jagd, für welche die deutschen Wälder die reichste Beute darboten. Die Hörner der Auerochsen umgaben sie mit Silberreifchen und benutzten sie als Trinkgefäße. Diese Beschäftigungen allein hielten die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1888 - Wiesbaden : Kunze
18 Aus der deutschen Vorzeit. zu unterwerfen. Da Cäsar den gleichen Plan verfolgte, so forderte er (58 v. Chr.) den germanischen Heerführer zu einer Unterredung auf, erhielt aber die stolze Antwort, wenn Cäsar etwas von ihm verlange, möge er zu ihm kommen. Cäsar eilte hierauf zu Ariovist und stellte ihm vor, er habe kein Recht, Gallien an sich zu reißen und als unumschränkter Herr daselbst aufzutreten. Allein Ariovist entgegnete ruhig: „Das Recht des Kriegs beanfpruche ich ebenso, wie es die Römer thun. Ich hindere die Römer in der Ausübung ihres Rechtes nicht, darf also billigerweise verlangen, daß sie mich in dem meinigen auch nicht stören." Der Krieg war deshalb unvermeidlich. Cäsar aber erstaunte nicht wenig, als er die Furcht seiner Soldaten und Hauptleute vor den riesigen Germanen bemerkte. Rasch ries er seine Soldaten zusammen, sprach ihnen Mut ein und erinnerte sie an Roms Siege bei Aix und Vercellä. „Und wenn das ganze Heer mich im Stiche läßt, so greise ich den i^eind mit meiner Leibwache, der zehnten Legion, an und werde mit ihr siegen oder sterben", schloß er drohend. Neuer Mut beseelte die römischen Krieger. Eines Tages erfuhr Cäsar, daß die deutschen Priesterinnen dem Ariovist warnend untersagt hatten, eine Hauptschlacht vor dem Neumond zu wagen. Sofort ließ er das Lager seines Gegners bei Mülhausen im Elsaß stürmen. Die Germanen wehrten den feindlichen Andrang nach Kräften ab, als sie aber sahen, daß sie nicht stand halten konnten, ergriffen sie schleunigst die Flucht in der Meinung, die Götter zürnten ihnen wegen des begonnenen Kampfes, und eilten an den Rhein. Viele ertranken im Strome; Ariovist selbst entkam auf einem Kahne und erschien nie wieder in Gallien. Cäsar wagte es nicht, die Flüchtigen zu verfolgen und in ihren dichten, undurchdringlichen Wäldern aufzusuchen. Er eroberte von 58—50 vor Chr. ganz Gallien, schlug auch zweimal Brücken über den Rhein, der damals Gallien von Germanien schied, aber mehr um die Germanen von einem Angriffe auf Gallien abzuschrecken, als um rechtsrheinische Eroberungen zu machen. Drusus und Tiberius. Unter der Regierung des Kaisers Augustus hatten dessen Stiefsöhne Drusus und Tiberius die Länder südlich von der Donau dem römischen Reiche unterworfen. Rhein und Donau bildeten jetzt die Grenze zwischen Germanien und Rom. Da aber die Germanen häufig über den Rhein setzten, die römischen Unterthanen beunruhigten und dann mit Beute reich beladen wieder in ihre Wälder zurückkehrten, so beschloß Drusus, sie in ihrem Lande auszusuchen und zur Ruhe zu zwingen. In vier Feldzügen wandte er steh m den fahren 12—9 v. Chr. zunächst gegen die Völkerstämme, welche

3. Geschichte des Mittelalters - S. 26

1888 - Wiesbaden : Kunze
26 Aus der deutschen Vorzeit. 2) in die Westgoten in Podolien, in der Moldau und den anliegenden Ländern zwischen der Theiß, der Donau und dem Dniepr. Die Goten waren die ersten Germanen, welche nach dem Vorgänge der Römer ihre heidnischen Gottheiten mit dem Christentum vertauschten. Der arianische Bischof der Westgoten, Ulsilas (f 381), übersetzte die Bibel in die gotische Sprache. Dies ist das älteste Denkmal deutscher Sprache, welches auf uns gekommen ist. Die Hunnen 375. Den Hauptanstoß zu der großen Bewegung germanischer Stämme nach Westen und Süden, welche als Völkerwanderung bezeichnet wird, geben die Hunnen. Diese waren ein mongolisches Reitervolk, welches das innere Hochasien mit Weib und Kind verlassen hatte und im Jahre 375 plötzlich im Osten von Europa erschien. Sie waren von unbändiger Wildheit; ihr gedrungener Körperbau zeigte breite Schultern und einen dicken Kopf, und aus dem braungelben Gesichte mit hervorstehenden Backenknochen blickten kleine, tief liegende Augen. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und Fleisch, das sie durch einen tüchtigen Ritt auf dem Pferde mürbe machten. Sie waren ein Wandervolk, ihre Kleidung bestand in Kitteln von Leinen oder Fellen, die sie so lange trugen, bis sie ihnen vom Leibe fielen. Beständig saßen sie auf ihren Pferden, auf denen sie sogar ihre Beratungen hielten. Sie hatten keinen Begriff von Recht und Unrecht, keine Ahnung von einer Gottheit. Beim Angriffe benutzten sie wie alle asiatischen Reitervölker Pfeil, Säbel und Schlinge: sie sprengten blitzschnell heran, zogen sich zurück und ermüdeten dadurch den Feind. An der Wolga trafen sie auf die Alanen, überwanden dieselben und rissen sie mit sich fort. Die Hunnen und Alanen stießen nun auf die Ostgoten, deren König Hermanrich alt und krank darniederlag und dem gewaltigen Andrang nicht zu widerstehen vermochte. Er gab sich selbst den Tod, während sein Volk teils unterworfen, teils nach Westen auf seine Stammesverwandten gedrängt wurde. Während die Hunnen sich nun in den grasreichen Niederungen Südrußlands festsetzten, wo sie beinahe 70 Jahre sich ruhig verhielten, baten die Westgoten den römischen Kaiser Valens um Wohnsitze auf dem rechten Ufer der Donau und versprachen dafür feine Oberherrschaft anzuerkennen und die Grenzen zu schützen. Der Kaiser entsprach ihren Wünschen, und es wanderten 200 000 waffentragende, im ganzen wohl eine Million Goten ein. Bald entstand eine Hungersnot unter den Goten, und die Häuptlinge derselben unterhandelten mit den römischen Statthaltern um die nötigen Nahrungsmittel. Aber diese verkauften den Goten

4. Geschichte des Mittelalters - S. 105

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 19, 4. Otto Ii. 105 4- Die drei letzten sächsischen Kaiser. Otto Ii. 973—983 war 18 Jahre alt, als er seinem Vater in der Regierung folgte. Er besaß eine gelehrte Bildung, war aber leidenschaftlich und ermangelte der Besonnenheit und Beharrlichkeit, die seine Vorfahren auszeichnete. Der Einfluß, den seine Mutter Adelheid und seine Gemahlin Theophano auf ihn ausübten, lenkte seine Blicke nach Italien und entfremdete ihn dem deutschen Volke und dessen Aufgaben. Kaum hatte er seine Regierung angetreten, so glaubte sich sein Vetter Heinrich der Zänker von Bayern von ihm beeinträchtigt, er verband sich mit den Herzogen von Böhmen und Polen und lehnte sich gegen Otto auf. Otto besiegte ihn nach schweren Kämpfen, nahm ihn gefangen und übergab ihn dem Bischof von Utrecht zur Verwahrung. Bayern gab er Ludolss Sohn Otto von Schwaben, trennte aber die Mark Kärnten (Östreich) davon, die er zum 6. Herzogtum erhob und 976 dem Babenberger Leopold verlieh. Die Böhmen und Polen mußten seine Oberhoheit wieder anerkennen. Als Otto El 978 friedlich im Bade zu Aachen weilte, überfiel ihn König Lothar Ii. von Frankreich, um ihn zur Abtretung Lothringens zu zwingen. Otto entkam noch rechtzeitig, sammelte rasch ein Heer und verfolgte Lothar nach Frankreich bis vor das befestigte Paris, wo er den Parisern zum Schrecken und zur Warnung vom Montmartre herab ein Tedeum erschallen ließ. Beim Friedensschluß 980 mußte Lothar die Zugehörigkeit Lothringens zu Deutschland anerkennen. Nachdem der Friede und die Grenzen Deutschlands gesichert waren, zog Otto 980 nach Italien. In Rom bestrafte er die Empörer, welche die kaiserliche Oberhoheit und das Ansehen des Papstes gefährdeten und stellte Ruhe und Ordnung wieder her. Von Rom begab er sich nach Unteritalien, um dieses als Brautschatz seiner Gemahlin in Besitz zu nehmen. Die Oströmer verweigerten ihm aber dasselbe und riefen die Araber von Sizilien zu Hilfe. Otto eroberte Apulien und errang über die vereinigten Oströmer und Araber an der ealabrischen Meeresküste, südlich von Cotrone, 982 einen Sieg, der sich jedoch bei unvorsichtiger Verfolgung der Feinde in eine vollständige Niederlage verwandelte. Otto sprengte mit seinem Roß in das Meer und erreichte ein vorübersahrendes Schiff. Dasselbe war aber ein griechisches, und der Kaiser wurde erkannt. Daher wagte er bei Rossano einen zweiten Sprung in das Meer und erreichte glücklich das rettende User. Um die erlittene Niederlage zu

5. Geschichte des Mittelalters - S. 111

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 1 Konrad Ii. 111 Herzogshut und eine Königskrone opfern, aber einen Freund zu verraten, verbiete ihm Ehre und Gewissen. Mit diesen Worten verließ Ernst die Versammlung der Fürsten, zu welcher er berufen war. Er wurde nun seines Herzogtums und seiner Erbgüter verlustig erklärt und der Kaiser mußte die Reich sacht über ihn verhängen. Selbst die Mutterliebe vermochte nichts mehr für ihren Sohn zu thun. Ernst eilte zu seinem Freunde Werner, welcher mit seinen treuesten Gefährten aus der Burg Falkenstein im Schwarzwald sich aufhielt und zuweilen die anliegenden Gaue durchstreifte, um Lebensrnittel zu erbeuten. Bald erschien das kaiserliche Heer unter dem Grasen Mang old, und die kleine, tapfere Schar wurde umzingelt. Herzog Ernst und seine Freunde stürzten sich mutig in den ungleichen Kamps und starben eines ehrenvollen Todes. Seine Thaten und Schicksale gingen in die Volkssage über und lieferten, während der Kreuzzüge mit fremden, selbst morgenländischen Sagen verflochten, den Stoff zu einer beliebten und vielfach bearbeiteten Heldendichtung. Als Rudolf Iii. 1032 starb, vereinigte Konrad Burgund mit dem deutschen Reiche und empfing in Gens die burgundifche Königskrone. Das deutsche Reich erstreckte sich jetzt der Rhone entlang bis |um Mittelmeer, und Toulon und Marseille bildeten deutsche Häsen. Die Vereinigung bot jedoch mehr Glanz als Festigkeit, der romanische Teil löste sich allmählich wieder, und nur der nordöstliche, deutsche Teil, die Schweiz, blieb bis zum Ende des Mittelalters mit dem deutschen Reiche verbunden. Der Polenherzog Miecislav, Boleslavs Sohn, wurde 1032 zur Abtretung der Lausitz und zur Anerkennung der kaiserlichen Oberhoheit genötigt, ebenso mußte sich der aufrührerische Herzog von Böhmen unterwerfen. Neue Unruhen veranlaßten den Kaiser (1036—1038) zu einem zweiten Zuge nach Italien, wo der Erzbischof Aribert von Mailand mit Hilfe der Stadt Mailand, der er bürgerliche Freiheit zuerkannt hatte, die kleinern Vasallen des Kaisers unterdrückte. Konrad stellte die Ordnung wieder her. Um eine Stütze gegen die Großen des Reiches zu gewinnen, deren Lehen bereits erblich geworden waren, erklärte er 1037 auch die kleineren Sehen erblich. Da somit die Erblichkeit auf alle Lehen ausgedehnt war, trug er sich mit dem Gedanken, dieselbe auch bei der Kaiserkrone in Anwendung zu bringen, ohne aber dieses Ziel zu erreichen. Von Rom begab er sich nach Unteritalien. Dort unterstützte der Normannenführer Rainolf mit feinen vier Brüdern nebst mehreren

6. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1888 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode des Mittelalters. in dieser Beziehung abging, das hatte seine Gemahlin Theodora (§• 16, 6) in hohem Grade. Diese war die Tochter eines Bärenwärters am kaiserlichen Hose und trat in ihrer Jugend als Tänzerin auf. Sie streifte später den ihr anhaftenden Leichtsinn ab und führte ein eingezogenes Leben. Justinian lernte sie kennen und wurde von ihrer Schönheit und Klugheit so gefesselt, daß er sie zur Kaiserin erhob und vom Patriarchen von Konstantinopel krönen ließ. Theodora wurde als Mitkaiserin anerkannt, und übte einen großen Einfluß auf die Regierung aus; bei Gesetzen und Inschriften wurde ihr Name nie vergessen. Hof und Volk waren zu dieser Zeit sittlich entartet und fanden außer an religiösen Streitfragen nur Gefallen an den rohen Vergnügungen der Rennbahn. Zwei Parteien, nach den Farben ihrer Wagenlenker im Cirkus die Blauen und die Grünen genannt, standen sich eifersüchtig gegenüber, bekämpften sich in allen öffentlichen Angelegenheiten und wirkten dadurch nachteilig auf Staat und Kirche, auf Sitte und Volksleben. Als 532 abermals blutige Streitigkeiten zwischen den Blauen und Grünen ausbrachen, schritt der Kaiser dagegen ein. Da einigten sich die Entzweiten wider die Regierung und plünderten die Hauptstadt, sodaß viele Gebäude, namentlich der Sophientempel Konstantins, in Flammen aufgingen. Justinian geriet bei diesem Aufstande, der nach dem Rufe der Empörer „Nika" — (Sieg) Aufstand genannt wurde, in große Gefahr. Vergebens versprach er Amnestie, die Menge setzte ihn ab und bedrängte den kaiserlichen Palast. Schon dachte er an Flucht, allein Theodora hielt ihn zurück. Sie hatte sich einst, als ihr die Grünen die Bitte um eine Stelle für ihren Stiefvater abgeschlagen hatten, den Blauen angeschlossen, jetzt gewann sie die aufständigen Blauen wieder für sich. Aus ihr Geheiß sammelte der Feldherr Belisar 3000 zuverlässige Soldaten, besiegte die Grünen und stellte das Ansehen der Regierung wieder her. An 30 000 Menschen sollen bei diesem Aufstande ums Leben gekommen sein. Die Rennbahn wurde geschlossen. Justinian sicherte die Nordgrenze seines Reiches gegen die Bulgaren durch Anlegung fester Plätze an der Donau; im Osten zwang er durch feinen Feldherrn Belisar die unruhigen Perser zum Frieden und errichtete Verschanzungen gegen dieselben. Dann suchte er, das alte römische Reich unter seinem Zepter wieder zu vereinigen und mischte sich in die Angelegenheiten des Westens (§. 10). Er ließ durch Belisar das Vandalenreich in Afrika erobern und das Ost-gotenreich in Italien angreifen, dessen Unterwerfung Bellfars Nachfolger Narses vollendete. Währenddessen sammelte der kaiser-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 180

1888 - Wiesbaden : Kunze
180 Dritte Periode des Mittelalters. Rechte und Besitzungen zu lassen; allein der Bann des Papstes blieb in Kraft. Nun verband sich Konrad mit Manfred, welcher den größten Teil des sizilischen Reiches gewonnen hatte, und half ihm Neapel erobern- Im Begriffe, nach Deutschland zurückzukehren, um seine Erbländer zu retten, starb er 1254 zu Lavello bei Melfi in Apulien. Er war der letzte deutsche König aus dem Hause der Hohenstaufen und hinterließ einen zweijährigen Sohn, den unglücklichen Konradin. Da man diesen demkönig Wilhelm von Holland nicht entgegenzustellen wagte, so blieb letzterer bis zu seinem Tode 1256 zwar im unbestrittenen Besitze der Krone, aber Ruhe und Ordnung im Reiche stellte er nicht her. Es fehlte ihm dazu keineswegs an Mut, Verstand und Thatkraft, allein seine eignen Angelegenheiten beschäftigten ihn mehr als die des Reiches. Aus einem Winterseldzuge gegen die Friesen brach er mit einem gepanzerten Roß durch die Eisdecke eines Sumpses, er sank und wurde erschlagen. In der jetzt folgenden „kaiserlosen" Zeit fand das Geschlecht der Hohenstaufen seinen gänzlichen Untergang. Der Kampf in Oberitalien hatte wegen Ezzelinos unerhörter Grausamkeit für diesen wie für die Sache der Ghibellinen ein trauriges Ende genommen. Welsen und Ghibellinen waren des Tyrannen müde, schlossen 1259 einen geheimen Bund wider ihn und nahmen ihn bei Cassano an der Adda nach Mutiger Gegenwehr gefangen. Schwer verwundet, verschmähte Ezzelino jeden Beistand, namentlich den der Kirche, nahm weder Nahrung noch Arznei, riß zuletzt die Binde von seiner Kopfwunde und beschleunigte seinen Tod. Enzio. Von Konrads Brüdern starb König Enzio zuerst. Er war 1225 zu Palermo geboren und galt für den schönsten, tapfersten und edelsten Mann jener Zeit. Schon in seinem 12. Jahre kämpfte er an der Seite feines Vaters, im 14. Jahre Belegte ihn der Papst mit dem Bannflüche. Enzio vermählte sich mit Ad alasia, der Erbin von Sardinien, einer leichtsinnigen, ehrlosen Frau. Die größte Kriegsthat, welche Enzio vollführte, war sein Sieg über die genuesische Flotte, bei welchem Anlasse er die nach Rom geladenen Geistlichen gefangen nahm. Aber seitdem verfolgte ihn das Unglück. 1249 geriet er in die Gefangenschaft der Bologneser. Der Rat verurteilte den blühenden Jüngling zu lebenslänglichem Kerker und ließ sich durch feine Bitten, Versprechungen und Drohungen des betrübten Vaters von seinem Beschlusse abbringen. Enzio sah sein Königreich nie wieder; Adalasia vergaß ihren Gemahl und vermählte sich einem. Betrüger. Aber Enzio verlor in allen diesen Widerwärtigkeiten nicht die Ruhe und Heiterkeit seines Gemütes; Dichtkunst, Gesang und

8. Geschichte des Mittelalters - S. 181

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 6. Der Untergang des Hohenstaufenhauses. 181 Musik schufen ihm eine neue Welt. Auch Freundschaft und Liebe folgten ihm in den Kerker. Nach Konradins Tod (1268) erwachte in Enzio die Sehnsucht nach Freiheit und Rache. Allein ein Versuch, in einem Fasse den finstern Kerkermauern zu entrinnen, mißglückte durch eine verräterische Locke seines Haupthaares, welche aus dem Spundloch hervorhing. Enzio wurde seitdem in strengem Gewahrsam gehalten, bis er nach 22 jähriger Hast (1271) verschied. Sein Grab befindet sich in der Dominikanerkirche zu Bologna und ist durch eine gekrönte Bildsäule von Marmor und eine Anschrift kenntlich. Margareta. Kurz vorher war Enzios Stiefschwester in Kummer und Elend verschieden. Margareta war Albrecht dem Unartigen von Thüringen vermählt und lebte anfangs glücklich und hochgeehrt als Mutter von drei Söhnen, Friedrich, Heinrich und Diezmann. Allein später suchte sich Albrecht seiner treuen Gemahlin pflichtvergessen zu entledigen und bestach einen Diener, daß er als Teufel verkleidet in der Nacht Margareta erdrosseln solle. Der treulose Unecht, von heftigen Gewissensbissen gepeinigt, zögerte mit der Ausführung des Versprechens. Endlich, von Albrecht gedrängt, schlich er sich zu der Fürstin, fiel ihr aber zu Füßen und bat um Verzeihung. Margareta vernahm mit Staunen und Entrüstung den Mordplan und erkannte die kalte Notwendigkeit zu entfliehen. Noch einmal ging sie in ihrem unsäglichen Leid zu ihren Kindern ans Bett und küßte sie. Der Schmerz der Trennung aber überwältigte die unglückliche Mutter so sehr, daß sie ihren Liebling Friedrich heftig in die Wange biß und demselben ein bleibendes Mal aufdrückte, wovon erden Beinamen Friedrich mit der gebissenen Wange führte. Die Kaisertochter wurde noch in derselben Nacht an Stricken die Wartburg herunter gelassen, und der verkleidete Diener folgte ihr. Hilflos durchirrte Margareta das Land und erlag im Weißftauenkloster zu Frankfurt ihrem Grame. Manfred. Nach Konrads Iv. Tod (1254) suchte sich Manfred mit Rom auszusöhnen und bewies sich nachgiebig. Allein der Papst strebte unverrückt nach dem Ziele, die Macht der Hohenstaufen in Unteritalien zu vernichten. Manfred wurde mit dem Banne belegt, und der Papst bot die Krone Karl von Anjou, dem Bruder Ludwigs Ix. Manfred rüstete sich, allein päpstliche Diener verleiteten seine Truppen zum Treubruche. Darum schmolz das Häuschen in dem entscheidenden Augenblick zusammen, als Karl von Anjou erschien und die Hand nach fremdem Eigentum ausstreckte. Es kam bei Bmevent 1266 zum Kampfe, Manfred unterlag und starb den Heldentod. Als ihm Karl ein ehrenvolles Begräbnis versagte.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1888 - Wiesbaden : Kunze
182 Dritte Periode des Mittelalters. begruben französische Söldner den edlen Mann ohne Sang und Klang bei der Brücke von Benevent, wo er gefallen war, trugen Steine zu seinem Grabe herbei und häuften ihm ein bescheidenes Denkmal. Manfreds Familie endete traurig. Seine Witwe wollte mit ihren 4 Kindern zu ihrem Vater entfliehen, aber sie wurde von ihrem treulosen Burgvogt an Karl von Anjou ausgeliefert. Nach einigen Jahren erlag sie im Gefängnis harter Behandlung, ungewohnter Nahrung und ihrem Schmerze. Ihre Tochter Beatrix schmachtete 15 Jahre im Kerker, bis sie 1281 Karl gegen seinen gefangenen Sohn an Peter von Aragonien freigab, der sich mit Manfreds Tochter Konstantia vermählt hatte. Manfreds drei unmündige Söhne blieben in lebenslänglicher Haft; der älteste, Heinrich, erblindete und starb erst nach 43 kummervollen Jahren. Konradin. Karl von Anjou regierte mit empörender Härte in Neapel. Die ghibellinischen Großen baten daher Konrads Iv. Sohn Konrad in, welcher unter dem Schutze seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Oberbayern, ausgewachsen war, sein väterliches Erbland in Besitz zu nehmen. Trotz der düsteren Ahnungen seiner Mutter folgte Konrad dem Ruse; er verpfändete seine Güter und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Söldnerschar über die Alpen. In Italien sammelten sich die Ghibellinen freudig um das hohenstausische Banner, Rom öffnete ihm, dem Papste zum Trotze, die Thore und empfing ihn mit großem Gepränge. Allein der Ausgang war traurig. Bei Tagliacozzo (oder Scurcola) traf Konradin 1268 auf die Truppen Karls von Anjou und schlug sie in die Flucht. Als sich seine Scharen aber über das feindliche Lager herstürzten, brach eine Schar französischer Reiter aus einem Hinterhalt hervor und entriß ihnen den eben errungenen Sieg. Konradin entkam mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Rittern zwar glücklich an die Küste, wo sie ein Schiff bestiegen, aus welchem sie nach Sizilien flüchten wollten; allein der Graf Fr an g i-pani holte sie ein, und obgleich er von den Hohenstaufen viele Wohlthaten empfangen hatte, nahm er die Flüchtigen gefangen und lieferte sie Karl von Anjou aus. Dieser berief ein Gericht zusammen und erhob gegen Konradin und seine Genossen die Anklage auf den Tod. Das Gericht sprach bis auf eine Stimme die im ritterlichen Kampfe Gefangenen frei; aber der grausame Sieger »erhing trotzdem das Todesurteil über sie. Er ließ den letzten Sprößling des ruhmreichen Hohenstaufenhaufes nebst feinem Freunde Friedrich von Baden und andern Getreuen auf dem Markte von Neapel im Angesichte des Meeres (29. Oktober) 1268 öffentlich hinrichten und sah

10. Geschichte des Mittelalters - S. 188

1888 - Wiesbaden : Kunze
188 Dritte Periode des Mittelalters. Auf Richard folgte sein jüngster Bruder Johann ohne Land (1199—1216). Er war ein geistesarmer Fürst, der seinen Beinamen daher führte, daß ihn sein Vater bei der Erbverteilung leer ausgehen ließ. Sein Neffe, Graf Arthur von Bretagne, wurde von ihm besiegt und ins Gefängnis gebracht. Als er dort starb, wurde der König des Mordes bezichtigt, und der französische König Philipp August forderte hierauf Johann als seinen Vasallen vor Gericht nach Paris. Da er nicht erschien, so erklärte er ihn seiner Lehen verlustig und eroberte seine französischen Besitzungen. Mit dem Papst Innocenz Iii. geriet Johann in Streit, weil er die Wahl des Erzbischofs Lang ton von Canterbury nicht anerkennen wollte. Als er Gewalt gegen diesen gebrauchte, belegte ihn der Papst mit dem Bann und sein Land mit dem Int erdikt. Trotz und Widerstand des Königs waren vergeblich. Philipp August von Frankreich wurde vom Papste aufgefordert, den ungehorsamen Fürsten und seine Unterthanen zu züchtigen und England zu erobern. Schon war dieser gerüstet, da beugte sich Johann, der seinen Vasallen nicht traute, vor dem Papste und rettete seine Krone, indem er England und Irland gegen eine jährliche Abgabe von 1000 Mark Silber vom päpstlichen Stuhle 1213 zu Lehen nahm. Diese Demütigung erregte große Unzufriedenheit in dem Volk; dazu kam, daß er gegen Philipp August bei Bo uv in es unterlag. Jetzt wurde unter der Leitung des Erzbischofs Langton ein Bündnis der Geistlichkeit und der weltlichen Vasallen gegen den König geschlossen und dieser 1215 zur Ausstellung des großen Freibriefes (magna charta), der Grundlage der englischen Verfassung, gezwungen. Darin versprach der König für sich und seine Nachkommen allen Eingriffen in die bestehenden Rechte zu entsagen. Die Steuern wurden genau bestimmt, jede außerordentliche Erhebung wurde von der Zustimmung eines aus Abgeordneten des höheren Adels und der Geistlichkeit zusammengesetzten Parlamentes abhängig gemacht, die Freiheit des Handels ausgesprochen und das Gerichtswesen neu geordnet. Ein freier Mann sollte nur von seinesgleichen gerichtet, die Forsten und Wasser freigegeben werden. Um eine Verletzung des Freiheitsbriefes zu verhüten, sollte der König alle ausländischen Beamten und feine fremden Söldner entlassen. Johann weigerte sich zwar, alle diese Punkte zur Ausführung zu bringen und überfiel den Adel mit Heeresmacht; allein dieser rief den französischen Kronprinzen Ludwig (Viii.) zum König aus; doch noch ehe es zu einer entscheidenden Schlacht kam, starb Johann. Ihm folgte fein Sohn Heinrich Iii. (1216—1272), der die Be-
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